Kultur
Das alljährliche Leipziger Passagenfest
Kunst, Kultur und Late-Night-Shopping – das seit 2009 stattfindende Leipziger Passagenfest zieht mittlerweile weit über 70.000 Menschen in seinen Bann. Wenn die teilnehmenden Passagen, Kaufhäuser und Höfe bis Mitternacht ihre Türen öffnen, erwartet die Besucher ein bunter Strauß aus kulturellen und gastronomischen Genüssen. Und auch im Specks Hof & HansaHaus wird fleißig mitgefeiert, wenn in Leipzig die Nacht zum Tage wird.
(Fotos von Rico Thumser, 2018)
Historie
Chronologie der Ereignisse
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1904 — 1906:
Das HansaHaus wird gebaut. -
1909:
Der Specks Hof wird als Handelshaus mit 5.000 m² Ausstellungsfläche eröffnet -
1929:
Mit 10.000 m² Ausstellungsfläche ist der Specks Hof in Verbindung mit dem HansaHaus der größte Messebau seiner Zeit. -
1993 — 1995:
Nach bereits erfolgter Sanierung wird nun der Specks Hof restauriert. -
1996:
Der Specks Hof erhält die “Trophy” der weltgrößten Immobilienmesse MIPIM in Cannes für das schönste in diesem Jahr fertig gestellte Gebäude.
Specks Hof & HansaHaus: ein Jahrhundertbau
Wer heute durch die prachtvoll ausgestattete Passage mit ihren herrlichen Glasdecken und zahlreichen Kunstwerken bummelt, genießt nicht nur einen der schönsten, sondern auch einen der geschichtsträchtigsten Orte Leipzigs. Der Specks Hof ist die älteste noch erhaltene Ladenpassage der Stadt. Seine Geschichte geht bis ins 15. Jahrhundert zurück. Damals, etwa 1430, stand an der Stelle des heutigen Specks Hof ein großes Gebäude, das als Wohn- und Brauhaus sowie als Weinkeller diente. Im Jahre 1815 erwarb der Leipziger Großkaufmann und Kunstliebhaber Maximilian Speck von Sternburg das Eckhaus und gab ihm den Namen „Specks Hof“. Insgesamt 93 Jahre, bis 1908, blieb das Haus im Besitz der Familie, bis der Kaufmann Paul Schmutzler und der Architekt Emil Franz Hänsel es kauften.
Der Beginn des 20. Jahrhunderts markiert in Leipzig die Zeit des großen Baubooms; die sächsische Stadt wurde in dieser Zeit zum bedeutenden Zentrum für Handel und Messen. Aus dem Gebäude Speck´s Hof wurde unter der Regie des Architekten Hänsel in drei Bauabschnitten ein Handels- und Messehaus. Mittels einer Passage verband man das 1906 fertig gestellte Hansa Haus mit dem Specks Hof. Nach letzten Erweiterungsbauten in den Jahren 1928 und 1929 war mit 10.000 m² Ausstellungsfläche der größte Messeplatz der damaligen Zeit entstanden.
Im Zweiten Weltkrieg wurden die kunstvollen Dachaufbauten des Gebäudekomplexes stark beschädigt. Erst in den Jahren 1981 und 1982 wurde die historische Passage saniert; umfangreiche Restaurierungsarbeiten fanden zwischen 1993 und 1995 statt. Besondere Attraktionen des Gebäudeensembles in seiner heutigen Form sind die drei Lichthöfe, die von den zeitgenössischen Künstlern Bruno Griesel, Moritz Götze und Johannes Grützke veredelt wurden.
1996 erhielt der Specks Hof die "Trophy" der weltgrößten Immobilienmesse MIPIM in Cannes für das schönste in diesem Jahr fertig gestellte Gebäude. Specks Hof und HansaHaus ist heute nicht nur als besonders attraktive Shoppingmeile beliebt, sondern wird auch regelmäßig im Rahmen von Stadtführungen besucht.
Die Architektur: ein Glanzstück
Der Messepalast gehört, was seine grundlegende Konzeption wie auch seine baulichen Details angeht, ohne Frage zu den schönsten Geschäftshäusern Leipzigs. Mit ihren Kolossalpilastern, Erkern und der Balustrade zeigt die Fassade ein prachtvolles Gesicht; prestigeträchtig gestaltet bis in kleinste Details präsentiert sich der gesamte Gebäudekomplex. In den drei Lichthöfen, den Tonnengewölben über den Passagen und im Durchgang zum HansaHaus über das imposant gestaltete Atrium finden sich zahlreiche kunsthandwerkliche Kostbarkeiten.
Die Kunstwerke: edle Details mit Hintersinn
Eine Vielzahl künstlerischer Elemente veredeln die Lichthöfe des traditionsreichen Gebäudes. Im ersten Lichthof zieht ein Freskenfries des Malers Bruno Griesel die Blicke auf sich. Der Vertreter der Neuen Leipziger Schule stilisiert eindrucksvoll das Thema “Werden und Vergehen”. Ein Werk des Hallenser Künstlers Moritz Götze stellt im zweiten Lichthof eine Geschichte der Leipziger Messe dar – in moderner Tradition der Art Brut, der Pop Art und des Comics, und in Anlehnung an mittelalterliche Bilderbögen. Der Berliner Künstler Johannes Grützke setzt im dritten Lichthof die Themen Konsum und Wegwerfgesellschaft mit hintergründiger Ironie in Szene.